Martin Flor , 15971686 (89 Jahre alt)

Name
Martin /Flor/
Vornamen
Martin
Nachname
Flor
Notiz: Stammvater der Familien Flor und Quedens auf Amrum, Föhr und Sylt
Geburt
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Heirat
Details zur Zitierung: Seite 58
Heirat
Details zur Zitierung: Seite 59
Tod
Details zur Zitierung: Seite 58
Bestattung
Details zur Zitierung: Seite 58
Name

Stammvater der Familien Flor und Quedens auf Amrum, Föhr und Sylt

Notiz

Aus dem Nachlass von Johannes Ermin Jannen (1871 - 1950):

Eine interessante Ausgrabung fand vor einigen Tagen auf dem Nebeler Kirchhofe statt. Es war dies ein alter Grabstein ca. 1 m breit, 2 m lang und 30 cm dick, der mit der Zeit mit Erde und Gras bedeckt und nun durch Zufall wieder an die Oberfläche befördert wurde.

Es ist ein Denkmal friesischer Steinhauerkunst, trägt in der Mitte das friesische Wappen, auf deren linken Felde ein Pflug und Wagenrad, während auf dem rechten ein Dreimaster Kauffahrteischiff vorm Winde segelnd ausgehauen ist.

Die Urschrift, die gut erhalten, ist in vorstehenden Buchstaben gehauen und lautet oberhalb des Wappens:

HIERUNTER RUHEN VATTER UND Sohn, Vater ein Hausmann auf Ammerum hat geheissen carsten her tage, ist den 29 January 1678 seelig im herren entschlafen, alt 79 jahr. der Sohn boy Carstensen ein schiffer auf ammerum hat von hamburgh 12 jahr für commandeur gefahren, ist den 24 february 1681 seelig im herrn entschlafen alt 47 jahr - gott verleihe ihnen eine fröhliche Auferstehung zum ewigen leben.

Und unterhalb desselben:

wo weniger gott wirt geacht dan irdisch gut, weltlich pracht, deme ist schwer unglück zugedacht. ich aber bin zur Ruhe gebracht/ war ich vorhin gewesen/. das bistu itzundt noch auf Erden/ was ich dem leibe nach nun bin/ das mustu baldt auch werden.

Das Denkmal muß schon während verschiedener Generationen verschwunden gewesen sein, denn mein mehrfaches Suchen danach war immer ergebnislos. Nun da es wieder zum Vorschein kommt, erinnern sich ältere Einwohner, daß ein großer Stein an der Stelle gefunden wurde, gelegen, und daß sich in dessen Mitte ein kleines Becken Wasser (im Wappen) angesammelt hätte und wenn man Warzen oder sonstige Störenfriede auf den Händen gehabt hätte, brauchte man diese nur in das Wasser einzutauchen, dann wären sie in kurzer Zeit verschwunden.

In einer in meinem Besitze befindlichen Abschrift über Prediger der vor- und nachreformatorischen Zeit, daß in dänischer Sprache abgefaßt und wahrscheinlich von dem ersten Pastor Mechlenburg (Friedrich 1739-1778) im Original geschrieben worden ist [und] aus dem Jahre 1777 stammt, bemerkt bei dem Namen Pastor Tycho Frödden, der hier 1574-1629 amtierte und den die Amrumer nach damaliger Sitte Herr Thage nannten: Ein Sohn von ihm, Carsten Herr Tage [sic], Landmann, ist dem Namen nach durch ein Denkmal auf dem Kirchhof für ihn und seinen Sohn Boy Carstens, Commandeur, bekannt.

In einem Verzeichnis sämtlicher Einwohner Amrums im Jahre 1716 steht in einem Anhang dazu: "Der [sic] Mannspersonen, die vor 1716 gelebt haben" a. Pastor Tage Frödsen v. Silt, b. Karsten Hr. Tago, geb. 1599, gest. 29. Jan 1678 alt 79, c. Boy Carstens, geb. 1634, gest. 1681 alt 47 Jahr war verheiratet mit a. Gesche M. Flor [Tochter von Pastor Martin Flor], b. Marret, Capt. Boh Nahmens Peters Tochter.

Clement schreibt hierzu im Lappenkorb: Des alten Jungbuh Tückis Vaterbruder Boh Carstens, auf dessen Veranlassung die Amrumer ihren Prediger, der in starken Verdacht eines Ehebruchs stand, im Jahre 1692 verjagten, wovon die Folge war, daß ihnen von nun an dänische Prediger in ihren deutschen Kirchen aufgebürdet wurden, heiratete Boh Nahmens Tochter, ein stolzes Weib. Boh Carstens kam von einer Reise nach seiner Heimat Amrum und als sein stolzes Weib ihm nicht gehorchen wollte, spannte er die Pferde vor den Wagen und fuhr dieselbe wieder zurück zu ihrem Vater und sprach: Züchtige nur erst deine Tochter und erziehe sie recht, alsdann hole ich sie wieder. Das war ein wirksames Mittel, die Frau ward bald besser und Buh Carstens kam und holte sie wieder. -

In der Jahreszahl 1692 muß Clement sich geirrt haben, denn in der zuerst erwähnten Schrift von Mechlenburg steht bei dem Namen Martin Flor 1629-1685. Sein Hilfsprediger war Jacobus Boetius für 5 Jahre. Er wurde abgesetzt, weil er in der Kirche zuerst für die Fürsten von Holstein gebetet und alsdann für den König von Dänemark. Aber durch seiner Feinde Schuld, die einen großen Haß gegen ihn hegten, wurde er abgesetzt. Ihm folgte aber schon am Dom [?] 2 Trin Anno 1681 Pastor David Monrad, zuerst als Hilfsprediger, 1685 als Nachfoger von Martin Flor. Und nach sämtlichen Dokumenten und dem neugefundenen Denkmal ist Boh Carstens schon im Jahre 1681 gestorben.

Auch der Chroniker Chr. Johannsen [sic] befaßt sich hiermit, indem er in seiner "Nordfriesischen Sprache" schreibt: Pastor Jacob Boethius war gut Freund mit Boh Carstens seiner Frau, sie war bildhübsch. Da kam das Dorf (Norddorf) zusammen und beschloß einstimmig, den Pastor wegzujagen. Und er wurde von Amrum verbannt. In seinen Abschiedsworten in seines Nachbars Haus wünschte er, so heißt es in der Sage, daß seine verdächtigte [?] Unschuld gerettet würde, daß von nun an keine Krähe mehr auf Amrum nächtigen solle. Und seit der Zeit bleibt keine Krähe mehr über Nacht auf Amrum. Hierzu habe ich folgenden Zusatz geschrieben: Dieses hat sich jetzt geändert und die erste Krähe ist wieder im Pastoratsgarten über Nacht geblieben, weil das die erste Stelle auf Amrum war, wo Bäume gepflanzt wurden.

Früher gab es auf Amrum keine Bäume. Pastor Monradius schreibt in seinen Randbemerkungen des der St. Clementsgemeinde gehörigen alten (übrigens einzigen noch vorhandenen) lateinischen Meßbuchs:

1682 - habe ich einen Garten allhier angelegt, befinde, allerhand Kräuter, Blumen etc. hier wohl wachsen, sodaß ich mein großes Vergnügen daran habe, allein die Bäume gedeihen nicht. Alles was höher ist als der Wall, verdorrt wegen der salzigen Nordwinde.

Erst viel später gelang es Pastor Bartholomäus Wedel (1715-1728) Bäume zum Wachsen zu bringen und durch ihn angeregt, fingen einzelne Nebeler Einwohner ebenfalls das Baumpflanzen an. Ricklef Volkerts, dessen ursprünglicher Fruchtbaum noch in Julius Schmidt'schen Garten hinter der Kirche steht, ist der Ursprung der Amrumer Ricklef Volkerts Birnen (sogenannte Muultreckers), während Bendix die sogenannten Bendixbirnen einführte, dessen Originalbaum auch noch in Jan Carstens Garten mitten im Dorfe steht. Seit aber unser Tannenwäldchen so gut gedeiht, nisten und brüten die Krähen auch auf Amrum.

Auffällig ist, daß der Name Boh Carstensen zu verschiedenen Zeiten verschieden geschrieben ist. So steht in den Tauf- und Copulationsregistern einmal Boh Karsens [sic] und ein andermal Boy Carstens, während auf dem Denkmal Boy Carstensen geschrieben steht. In ihrer Namenbezeichnung waren unsere Vorväter überhaupt sehr liberal und wenn nicht Geburts- und Sterbedatum genau stimmen würden, könnte man auf den Gedanken kommen, daß es verschiedene Personen gewesen seien. So nimmt z.B. Carsten Her Tage die allgemeine Anrede für seinen Vater zum Stamm, ebenso wie Hark Knudten, der viele Jahre Küster in der Gemeinde gewesen und auf dessen Denkmal der schöne Spruch steht: "Ich habe mein lebenlang gesungen von der Gnade des Herrn", seinen Kindern den Stammnamen Cöster zugelegt, woher die Cösters auf Amrum stammen. Boh Carstens war zum ersten Mal verheiratet mit Geeske Flor, einer Tochter des Pastors Martin Flor, Stammvater der Florenfamilie auf Amrum, Föhr und Sylt. In dieser Zeit hat er der Kirche einen der beiden Kronleuchter geschenkt, der die Inschrift trägt: [kein Eintrag!].

Der zweite Kronleuchter stammt von Jacob Flor, Commandeur, einem Sohn von Pastor Martin Flor. Auffallend ist ferner, daß der Stein, den Boh Carstens seinen beiden Frauen gesetzt, die beide im Kindbett gestorben, nachdem erstere (Geeske) 45 Wochen und letztere (Wen [sic]) 94 Wochen mit ihm zusammengelebt, in einem altertümlichen Plattdeutsch ist, während sein eigener 11 Jahre später (1681) in Hochdeutsch geschrieben ist. (Anno 1670 di 21 Augusti. Hir ruwen 2 Husfruwen von Boy Karsens. Geeske un Ween. Al bei der Erstgebort er Ogen thogedan er Older al beid by 2...(hier ist ein Stück aus dem Stein gebrochen). Gelewet in Estant mit Gesk 45 Weken met Ween 94 Weken. Hesekel 24.)

Hir ligt Boy Boy Karstens Ogenlust, genamen dorch eine Plag und klagt mit Yeremia 20 worum bin yck doch udt Moderlive gekamen dat yck sulcke Jammer undt Hertleyt sen mut

Notiz

Martin Flor war seit 1626 Pastor in Nordmarsch auf der Insel "Strand" und wurde ab 1629 Prediger auf Amrum. Dort wütete gerade die Pest, und Martin Flor musste 147 an der Pest gestorbenen Personen beerdigen, nur 80 Personen auf der Insel sollen diese Pest überlebt haben.

In der Flutkatastrophe 1634 geht ein beträchtlicher Teil der schleswig-holsteinischen Westküste in den Fluten der Nordsee unter, auch der größte Teil der Insel Strand, auf der Martin Flor bis vor 3 Jahren lebte. Er selbst wäre ums Leben gekommen, hätte er nicht die Stelle auf Amrum angetreten. Deshalb stiftete er aus Dankbarkeit den Altar der Kirche in Nebel / Amrum. Das ergibt sich aus der Inschrift über dem Mittelteil des dreiflügeligen Altarbildes der Kirche St. Clemens: "HR. MARTINI (S) FOLRIS, REIKARD PETERS DESSEN VORFERDIGER IST ANNO1634"

Medienobjekt
Flor an Quedens Familie
Notiz: aus dem Nachlasses von Johannes Ermin Jannen (1871-1950) im Öömrang Archiif
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Familie Martin Flor 1596
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Familie Martin Flor 1596_2